Fotosession

Aus unserem Buch (S. 33)

Tagelang schon hatten wir die Foto-Session vorbereitet. Extra angefertigt wurde ein Vierer-Tandem und uns zur Verfügung gestellt. Die Ringelanzüge waren noch vom Neuwerk-Auftritt vorhanden. Und damit alle fünf auf’s Foto kamen, wurde ein Anhänger besorgt, den wir hinter das Vierer-Tandem hängten.

Bald schon kam auch unser Fotograf „Heini“, der stolz eine „Super-Kamera“ zeigte, die uns im sex-mal-sex Format (oder so) auf den Film bringen sollte. Eigentlich ging auch zunächst alles glatt. Wir saßen auf dem feststehenden Fahrrad und Heini fotografierte einige Bilder mit seiner Großbildkamera. Dann kam einer auf die Idee, dass die Fotos im Fahren sicher „dynamischer“ wirken würden. Kaum ausgesprochen, setzten wir uns voller Erwartung in Bewegung. Naja, es gab Probleme, dieses Vierer-Monstrum zu lenken (momentan war Holger am Lenkrad und Claus hinten im Wagen). Wir stoppten also wieder, um die Plätze zu wechseln.

In diesem Moment, vollkommen unerwartet, vermeldete unser Fotograf, dass nun der Film voll sei und die Foto-Session damit beendet wäre! Unsere dummen Gesichter hätte ich gerne gesehen! Wir waren doch noch gar nicht richtig losgefahren??

Heini beruhigte unseren Protest mit der Ankündigung, nun seine „normale“ Kamera zu nehmen und damit die Foto-Session weiter zu machen, dann eben mit weniger qualitativ guten Fotos. Erleichtert stimmten wir ihm zu. So nahm das Unheil dann doch noch seinen Lauf:

Inzwischen begann auf dem Fußballplatz, der gleich neben der Tartanbahn lag auf der wir Fotos machten, ein Fußballspiel. Es zeigte sich, dass die Zuschauer wesentlich Interessanteres geboten bekommen sollten.

Da Claus erheblichen Anteil am Bau dieses Fahrrades hatte, und - wie er sagte - auch schon einige Übung beim Fahren, übernahm er das Lenken. Warum Wölfi anstatt Holger nach hinten in den Wagen ging, hat er mir bis heute nicht sagen wollen. Jedenfalls starteten wir erneut. Da wir annahmen, dass die Fotos umso dynamischer wirkten, je schneller wir fuhren, wurde auch ordentlich beschleunigt. Seither gibt es den Ausspruch: „Gib’ Kette!

Nachdem wir etwa eine viertel Runde der Tartanbahn hinter uns gelassen hatten, und sich nun fast alle Fußball-Zuschauer unserem Treiben widmeten, begann Wölfi von hinten aus dem Wagen irgend etwas laut zu rufen. Da ich selbst noch mit Pedaltreten beschäftigt war, nahm ich erst richtig Notiz davon, als sich seine Rufe in hilflose Schreie wandelten: „Haaaaaltet an! Hiiiiiilfe! Der Waaaaaagen! Haaaaalt!!!“

Als jemand das Kommando „ANHALTEN!“ nach vorne durchgab, war es längst schon zu spät. Der Anhänger löste sich aus seiner Halterung! Dann konnte man nur noch ein Geräusch wie „ruppps-ruppps-ruppps-ruppps“ hören und Sekunden später sahen wir in das schmerzverzerrte Gesicht von Wölfi, der immer noch im Anhänger saß!

Spontan spendeten uns die Fußball-Zuschauer für diese Show-Einlage ordentlichen Applaus!

Noch Monate später sprach man im Dorf davon. Und wenn Wölfi sein Hemd lüpfte, waren auf seinem Rücken merkwürdige waagerechte blau-grüne Streifen zu sehen.

tandem_Foto_1985

v.l.n.r.: Holger Jaensch, Reiner „Addi” Adler, Bernd „Galle” Galetzka, Wolfgang „Wölfi” Poerschke, treuer Begleiter: „Schnuffi”, Claus Riedel

Erinnerungen